Brennessel

 

Traditionelle Anwendungsgebiete gibt es für die Brennessel viele. Wissenschaftlich erwiesen ist jedoch, dass die Brennessel Arthrose, Arthritis, Prostatabeschwerden und Blasenprobleme lindern sowie entzündliche Darmerkrankungen positiv beeinflussen kann. Die Samen der Brennessel lassen sich als Vitalitätstonikum und gegen Haarausfall einsetzen, und in Form der sog. Brennesseljauche ersetzt die Pflanze Kunstdünger und Pestizide. Die Brennessel eignet sich ausserdem hervorragend als Lebensmittel – nicht nur aufgrund ihrer Fülle an Vitalstoffen, sondern auch wegen ihres fantastischen Geschmackes.

Brennessel


Die Brennessel: Heil- und Lebensmittel in einer Pflanze

Die Brennessel wird seit Menschengedenken in vielen Lebensbereichen eingesetzt. In der Heilkunde, wo sie zu den ältesten Heilkräutern der Menschheit zählt, im Gemüseanbau, wo man mit der sog. Brennesseljauche höchst erfolgreich Gemüse düngt, in der Küche, wo sie in mageren Zeiten die Menschen vor dem Hungertod gerettet hat und sogar in der Textilindustrie, wo man aus den faserreichen Stängeln einst Nesselstoff herstellte.

Bei all dieser Vielseitigkeit wundert es dann doch, dass die Brennessel von vielen Menschen so eisern bekämpft wird. Mit Hacke, Spaten, Pflug und Chemikalien rückt man ihr zu Leibe – meist erfolglos, da ihr ausuferndes Wurzelgeflecht immer wieder neue Pflanzen entstehen lässt. Sehr viel intelligenter wäre es also, wenn man das unvergleichliche Geschenk der Natur einfach für die eigene Gesundheit nutzen würde.


Heilpflanze Brennessel

Die Brennessel ist eine Heilpflanze, für die mindestens ebenso viele Einsatzgebiete bekannt sind wie etwa für die berühmte Kamille, die hübsche Ringelblume oder den bitteren Löwenzahn. In der Volksmedizin wird die Brennessel zur Entgiftung und Entschlackung im Rahmen von Frühjahrskuren und Diäten sowie bei Müdigkeit und Erschöpfungszuständen empfohlen. Letzteres ist häufig die Folge eines Eisenmangels, der zur Blutarmut (Anämie) führen kann. Gerade den Eisenmangel jedoch kann die eisenhaltige Brennessel mit Leichtigkeit beheben. Sie liefert – je nach Wuchsort – zwei- bis viermal so viel Eisen wie ein Rindersteak und bis zu dreimal so viel Eisen wie Spinat.

Auch soll die Brennessel die Leber und die Galle positiv beeinflussen, weshalb schon Paracelsus die unscheinbare Pflanze in Form von Brennesselsaft bei Gelbsucht (Hepatitis) verordnete. Eine Heilpflanze, die Leber und Galle pflegt, kann natürlich auch die Verdauung optimieren sowie bestehende Verdauungsbeschwerden beheben helfen. Selbst die Bauchspeicheldrüse – so heisst es – reagiere auf die Brennessel, was sich in einem ausgeglichenen Blutzuckerspiegel bemerkbar machen soll. Brennesseltee als Gesichtswasser lindere darüber hinaus Allergien, die sich über die Haut äussern und verbessere auch bei Pickeln, Ekzemen und Akne das Hautbild.

Brennessel bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Die Brennessel gehört ausserdem zu einem Therapiekonzept, das 16 Ärzte (für Naturheilverfahren) für die ganzheitliche Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erarbeitet haben. Dieses Therapiekonzept steht auf drei Säulen:

Schutz der Darmschleimhaut und Regulierung des Stuhls mit Hilfe von Flohsamen
Stuhlverfestigung und Senkung der Stuhlfrequenz mit Hilfe von gerbstoffreichen Kräutern wie z. B. Blutwurz, Zaubernuss und getrockneter Heidelbeere
Entzündungshemmung mit speziellen entzündungshemmenden Ölen (z. B. Nachtkerzen- oder Borretschsamenöl) und entzündungswidrigen Kräuterpräparaten – und genau an dieser Stelle kommt die Brennessel zum Einsatz (oder auch die Teufelskrallenwurzel, das Süssholz oder der Weihrauch).
(Zusätzlich können Tees aus beruhigenden, krampf- und blähungswidrigen Kräutern getrunken werden, wie z. B. Kamille, Melisse, Kreuzkümmel und Zimt.)

(aus: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, U. Bühring, 2. Aufl.2009)


Brennessel bei Arthritis

Auch bei der Therapie sowohl der Arthrose als auch ihrer akuten Form, der rheumatoiden Arthritis kann die Brennessel aufgrund ihrer entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften höchst wirkungsvoll eingesetzt werden. So stellte man bei einer Studie der Universitäten Frankfurt und München fest, dass der tägliche Verzehr von 50 Gramm eines Gemüses aus gedämpften Brennesseln die tägliche Arzneimitteldosis (Diclofenac) von 200 mg auf 50 mg reduzieren konnte. Trotz der niedrigen Dosis verbesserten sich bei den Patienten, die Brennesselmus assen, die rheumaspezifischen Blutwerte sowie Schmerz, Bewegungseinschränkung und Steifigkeit um 70 Prozent und damit genauso stark, wie bei jenen Patienten, die keine Brennesseln assen und dafür bei der üblichen Dosis Diclofenac (200 mg) geblieben waren. Brennesseln sorgen also für weniger Medikamente und damit für weniger Nebenwirkungen. Gleichzeitig versorgen Brennesseln natürlicherweise mit Vitalstoffen und Antioxidantien, was wohl kein Medikament von sich behaupten kann.

Brennessel bei Harnwegsinfekten

Bei Harnwegs- und Prostataerkrankungen kommen die sog. Aquaretika zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Heilpflanzen, die zur Durchspülung der Harnwege verordnet werden und auf diese Weise krankheitserregende Keime ausschwemmen können. Die Brennessel ist ein solches Aquaretikum. Ihr hoher Kaliumgehalt sorgt nicht nur für einen basischen, sondern auch für einen verdünnten Urin. Dadurch wird die Harnausscheidung gesteigert, was infolgedessen zu einer kürzeren Verweildauer des Urins (und damit auch zu einer kürzeren Verweildauer der Bakterien im Körper) führt. Brennesseltee ist folglich – gemeinsam mit einer reichlichen Wasserzufuhr(!) – das Mittel der Wahl bei Harnwegsinfekten und bei einer Reizblase.

Brennessel zur Vorbeugung von Blasen- und Nierensteinen

Gleichzeitig beugen Aquaretika wie zum Beispiel die Brennessel Blasen- und Nierensteinen vor, da bei einem basischen und verdünnten Harn keine steinbildenden Mineralsalze auskristallisieren können.

Brennessel für die Prostata

Die Brennesselwurzel ist ferner DAS Phytotherapeutikum bei Prostataerkrankungen wie z. B. der benignen Prostatahyperplasie BPH (gutartige Prostatavergrösserung). In einer sechsmonatigen randomisierten, plazebo-kontrollierten Doppelblind-Studie mit 558 BPH-Teilnehmern zeigte sich, dass in der Brennesselgruppe 81 Prozent der Patienten von einer signifikanten Besserung ihrer Krankheitssymptome berichteten. In der Placebo-Gruppe dagegen nur 16 Prozent.

Bei Prostatabeschwerden gibt es den sog. IPSS (Internationaler Prostatasymptomescore), mit dem die Intensität der Symptome klassifiziert werden soll. Man geht von sieben Symptomen aus (abgeschwächter Harnstrahl, Nachträufeln, nächtlicher Harndrang, Restharngefühl etc.) und vergibt jedem Symptom zwischen null und fünf Punkte. Wenn ein Patient nun weniger als 8 Punkte erreicht, dann spricht man von einer BPH mit milder Symptomatik. Bei 8 bis 19 Punkten liegt eine mittlere und bei 20 bis zur Höchstpunktezahl von 35 eine schwere Symptomatik vor. (Meist wird eine Behandlung erst ab ca. 7 Punkte begonnen.)

Im Verlauf besagter Studie sank nun der IPSS in der Brennesselgruppe von 19.8 auf 11.8. In der Placebo-Gruppe sank der IPSS nur um 1.5 Punkte. Das bedeutet, dass allein die Brennessel die Symptome so weit verbessern konnte, dass es den Patienten fast so gut ging, dass sie überhaupt keine Behandlung mehr brauchten.

Brennessel stärkt die Abwehrkraft besser als Echinacea

Echinacea purpurea, der Sonnenhut ist bekannt für seine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem. Daher halten Apotheken für infektanfällige Menschen zahlreiche Fertigarzneimittel aus dem Sonnenhut bereit. In Wirklichkeit jedoch – so eine Studie (allerdings mit Mäusen) – hat die Brennessel eine sehr viel stärkere Wirkung auf das Immunsystem als der Sonnenhut – und zwar auf eine Weise, dass sowohl die Antikörperbildung als auch die Aktivität der Fresszellen gestärkt wurde.

Brennessel senkt den Blutdruck

In der traditionellen Medizin Marokkos wird die Brennessel bei Bluthochdruck verordnet. Wissenschaftler überprüften daraufhin den Wirkmechanismus der Brennessel auf die Blutgefässe und stellten auch tatsächlich eine eindeutig blutdrucksenkende Wirkung fest. Die Brennessel hat offenbar eine entspannende Wirkung auf die Blutgefässe.

Brennesselsamen gegen Unfruchtbarkeit und Impotenz

Während bereits die Blätter und die Wurzel der Brennessel mit hochkonzentrierten Heil- und Vitalkräften glänzen, vermögen die BrennesselSAMEN diesen Mikronährstoff-Reichtum noch zu toppen. Aus diesem Grund wurden sie in alten Zeiten fleissig gesammelt und in Phasen der Erschöpfung als Stärkungsmittel gegessen. Sie stärken – erfahrungsgemäss – in einer Intensität, die zu einem mittelalterlichen Brennesselsamen-Verzehrverbot für Mönche geführt hatte – um deren Keuschheitsgelübde nicht zu gefährden. In den Samen der Brennessel finden sich nämlich hormonähnliche Substanzen und Vitamine, die dafür bekannt sind, einer Leistungsschwäche der Geschlechtsorgane zuvorzukommen bzw. eine solche beheben zu können. Doch werden von den winzigen Brennesselsamen nicht nur Libido, Potenz und Zeugungsfähigkeit (Samenproduktion) auf Vordermann gebracht, sondern auch die Milchproduktion stillender Mütter.

Brennesselsamen bei Haarausfall

Pferdehändler sollen früher ihren Pferden Brennesselsamen gefüttert haben, damit sich diese besser verkaufen liessen. Die Tiere bekamen nach kurzer Zeit nicht nur ein dichtes, glänzendes Fell, sondern gewannen enorm an Temperament, so dass sie mit Leichtigkeit die gewünschten Preise erzielten. Manch einer dachte sich daraufhin, was beim Pferd wirkt, müsste beim Menschen doch ebenfalls Wirkung zeigen. Und tatsächlich werden Brennesselsamen aufgrund ihres einzigartigen Mikronährstoffspektrums traditionell gegen Haarausfall oder vermindertem Haarwuchs eingesetzt. Man streut die kleinen Samen in Müslis, Suppen und Salate oder nimmt davon täglich ein bis zwei Esslöffel.

Brennesselsamen sind folglich eines der natürlichsten, ganzheitlichsten und gleichzeitig kraftvollsten Nahrungsergänzungsmittel dieser Erde. Nutzen Sie es!

Die Brennessel – für Feinschmecker

Da die Brennessel nicht nur Heilkraft, sondern auch Nähr- und Vitalstoffe in Kombination mit einer cremig-milden Geschmacksnote schenkt, kann sie ganz hervorragend zu köstlichen Gerichten verwandelt werden. Neben Eisen (wie oben erwähnt) enthält sie gleichzeitig äusserst reichlich Calcium (sechsmal so viel wie Kuhmilch). Die Brennessel versorgt ferner mit siebenmal so viel Vitamin C wie Orangen und erreicht die Hälfte der Carotin-Menge von Karotten. Da sie sogar bis zu 9 Prozent Eiweiss liefert, ist sie ein Gemüse, das sich sehr gut als Grundnahrungsmittel eignet. In Kriegszeiten trug sie daher immens zum Überleben der Bevölkerung bei. Leider erhielten Brennesselspeisen aus diesem Grunde die undankbare Bezeichnung „Arme-Leute-Essen“.

Brennessel in Drei-Sterne-Restaurants

Heute indessen hat sich die Situation gewandelt. Wer die Brennessel in seiner Küche einsetzt zeigt nicht nur, dass er über ernährungsphysiologische Kenntnisse verfügt und seine Gesundheit zu schätzen weiss, sondern dass er zu den Liebhabern höchster kulinarischer Genüsse gehört. Spitzenköche in Drei-Sterne-Restaurants servieren ihren Gästen schon fast routinemässig Brennesselspezialitäten wie Brennesseltarte, Brennesselnockerl, gebratene Brennesseln, Brennesselrisotto, Brennesselkuchen, Brennesselspätzle etc. Ganz so ausgefallen muss es jedoch gar nicht sein. Die Blätter der Brennessel können auch einfach in wenig Wasser (genau wie Spinat) für wenige Minuten gedämpft, nach Wunsch abgeschmeckt und als Gemüse serviert werden.

Vor den Brennhaaren der Brennessel muss sich beim Essen übrigens niemand fürchten. Zwar sollten zur Ernte Handschuhe getragen werden, da schon bei einer leichten Berührung die Brennhaare brechen können und daraufhin ihre brennenden Substanzen freigeben. Sobald die Brennessel jedoch verarbeitet wird, wie etwa zu Saft, zu Suppen, zu Smoothies, zu spinatähnlichen Gerichten, zu Aufläufen etc., verflüchtigt sich die brennende Wirkung der Brennhaare. Auch ein Rohgenuss im Salat ist möglich. Bereits das Dressing führt zur Deaktivierung der Brennhaare. Sicherheitshalber kann die Pflanze vor der Verarbeitung zu Salaten in ein Tuch gewickelt und einige Male mit dem Wellholz überrollt werden.

Brennesseljauche für Garten und Landwirtschaft

Tausendsassa Brennessel ist nicht nur Heil- und Lebensmittel, sondern auch ein im Bio-Gartenbau nahezu unverzichtbares Hilfsmittel. Aus der Brennessel wird seit vielen Jahrhunderten die legendäre Brennesseljauche gebraut. Brennesseljauche kann von jedermann ohne grossen Aufwand selbst hergestellt werden. Dazu werden Brennesseln mit Wasser übergossen, an einen warmen Ort gestellt und täglich umgerührt. Die Brennesseln beginnen zu gären und geben ihre wertvollen Inhaltsstoffe an das Wasser ab. Die entstandene Brühe wird abgesiebt und kann jetzt als natürlicher stickstoffreicher Flüssigdünger, aber auch als Pflanzenschutzmittel gegen Insekten eingesetzt werden. Gesunde und kräftige Pflanzen, reiche, geschmackvolle Ernten und Gemüse ohne Chemikalienrückstände sind das erfreuliche Ergebnis des konsequenten Brennesseljauche-Einsatzes.

Frankreich im Brennesselkrieg

In Frankreich jedoch ist die Brennesseljauche verboten. Ende 2005 wurde dort ein Gesetz erlassen (Loi d’Orientation Agricole), das nicht nur die landwirtschaftliche Anwendung der Brennessel verbot, sondern auch jede Verbreitung von Informationen über die Brennessel strafbar machte. In der Praxis bedeutet dies, dass die Medien nicht mehr über die Wohltaten der Brennessel in der Landwirtschaft berichten dürfen und dass die Abgabe von Brennesseljauche nicht legaler ist als der Handel mit harten Drogen. Wird man erwischt oder angezeigt, droht ein Bussgeld von 75.000 Euro und ein zweijähriger Aufenthalt hinter schwedischen Gardinen.

Frankreich fordert, dass für die Brennesseljauche – wie für chemische Spritzmittel auch – eine offizielle Marktzulassung beantragt werden muss. Dazu sind aufwändige und kostspielige Studien nötig, die sich bis jetzt noch kein Öko-Landwirt, Öko-Winzer oder Hobby-Gärtner leisten konnte. Es heisst, man wisse viel zu wenig über die Brennesseljauche und ihre möglichen Auswirkungen auf die Umwelt oder auch auf Flüsse und Seen. Aus diesem Grunde wurde die Brühe aus der Brennessel vorsorglich verboten – und mit ihr auch andere traditionelle und seit Urzeiten bewährte landwirtschaftliche Hilfsmittel wie z. B. der Schachtelhalm oder Steinmehle.

 

Quelle: www.postswitch.de

 

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