Kamille

 

Die Kamille – auch Anthemis genannt – war schon bei den Griechen eine sehr beliebte Heilpflanze; und so schreibt ihr auch Dioskurides (1. Jh. n.Chr.) im ersten europäischen Kräuterbuch eine ganze Reihe von Heilwirkungen zu: sie treibt den Urin und den Stein, hilft bei der Geburt, bei Blähungen und Leberleiden sowie bei Blasenentzündung. Die Germanen weihten die Kamille dem Gott Baldur.Odo Magdunensis (11. Jh.) beginnt im ‚Macer floridus’ sein Kapitel zur Kamille in lyrischer Rede: „Anthemis nennt Asklepius, der Autor, unter hohen Lobreden und Empfehlungen die Pflanze.“ Unter anderem hören wir: „Ein fieberschweres Haupt pflegt oftmals Hautentzündungen (wie die Gesichtsrose) durch seine Hitze zu erzeugen; oder wenn sich die bösen Säfte in ihm sammeln, erzeugt es fürchterliche fressende Geschwüre; der Grieche nennt sie Exantheme (Hautausschlag): kocht man die Kamille frisch in Öl, treibt sie diese zurück. Bleibt hier die Wirkung aus, weicht man die frische Kamille in Essig ein und wäscht damit das Haupt: keine Salbe hilft besser.“ Unbegreiflicher Weise erwähnt die Hildegard die Kamille mit keinem Wort, dafür lobt das ‚Leipziger Kräuterbuch’ (~ 1435) die Pflanze nahezu überschwänglich: ihre Kraft sei, dass sie auflöst und weich macht und verfeinert, und was sie auflöst, das wird auch fließend gemacht. Wörtlich heißt es noch „und sie legt die Schmerzen, und erweicht die harten Glieder, und macht kleine Verdickungen der Haut wieder sanft, und vertreibt die Fieber, die durch die cholerischen Feuchtigkeiten entstehen.“ Dies sind nur zwei kurze Ausschnitte aus dem Kapitel.

Im alten England gehörte die Kamille zu den neun heiligen Kräutern.Bei der Krönung von Königen in England hat derjenige, der König wird, immer ein Kamille-Sträußchen dabei. Dies ist angeblich auch heute noch so.Laut Sage soll die Kamille mit dem heiligen Johannes in Verbindung stehen, man brachte daher am Johannistag, dem 24. Juni, einen Kranz aus Kamille an die Haustür an, so daß man vor Donner, Blitz und Sturm geschützt war. Kamille, die man am Johannistag gepflückt hat, soll besondere Heilkräfte in sich tragen.

Culepeper nannte die Kamille den "Pflanzendoktor", da sie die Gesundheit des Gartens fördert. Sie lockt nämlich nützliche Insekten an. Zudem findet man sie oft als eine der ersten Pflanzen, die auf Baustellen wachsen, nachdem Erdmassen bewegt wurden. Sie wird auch als Heilerin des Bodens bezeichnet.

Früher verwendete man die Kamille zudem zum Aufhellen der Haare. Kamille hat eine ausbleichende Wirkung auf Haare, besonders auf blonde Haare. Wenn man im Sommer seine Haare nach dem Waschen mit einer Spülung aus Kamille ausspült und dann in die Sonne geht, ist dieser Effekt besonders gut zu beobachten. Auch schenkte man älteren Menschen einen Strauß aus Kamille und einem Zweig Salbei, der für die Weisheit und die Gelassenheit des Alters stand.

Die äußerliche Wirkung ist desinfizierend, erweichend und schmerzlindernd. Man verwendet sie bei Entzündungen der Haut und Schleimhaut. Man verwendet man sie in Form von Salbe, Öl, Bädern oder Umschlägen mit Tee. Auch eine Tinktur oder Öl kann verwendet werden.

Für ein Öl füllt man ein weithalsiges Glas mit Kamillenblüten und übergießt sie mit gutem Olivenöl, lässt 14 Tage stehen und filtert dann ab. Kühl und dunkel aufbewahren. Dieses Öl eignet sich auch zu Einreibungen gegen Asthma, Husten und müde Beine.

Bei Augenschmerzen lässt man Kamille in Milch sieden und macht daraus warme Umschläge, die man auf die geschlossenen Augen legt. Hierbei gut aufpassen, dass keine Kamillenteile in die Augen geraten. Das erreicht man zum Beispiel dadurch, dass man ein Leintuch in der Kamillenmilch tränkt und später nochmal in ein 2. Tuch einschlägt. Blondes Haar öfter mit Kamillentee gespült, verleiht dem Haar ein intensiveres Leuchten und erhält das Blond. Mit der römischen Kamille soll das sogar noch besser gehen. Gesichtswaschungen mit Kamille helfen der Haut schneller zu heilen, wirken desinfizierend bei Akne.

Alkoholischen Auszug aus Kamillenblüten

Ca. zehn Gramm der Blüten in 100 Gramm 70% Alkohol legen, das Gefäß warm und dunkel stellen, und 4 Wochen warten. Während dieser Zeit das Gefäß ab und zu schütteln. Diese Tinktur kann nun eingesetzt werden bei:kleinen Verletzungen, eingerissenen Nagelbetten, Bläschen im Mund, Zahnfleischbluten usw.

Kamillensalbe

Zutaten für die Herstellung der Kamillensalbe: 250g Schweinefett, 2 volle Hände frischer Kamilleblüten

Herstellung der Kamillensalbe

Um eine Kamillensalbe herzustellen beginnt man mit der Erhitzung des Schweinefettes (kann bei jedem Fleischer erworben werden). Sobald dieses schäumt gibt man die Kamilleblüten hinzu, rührt es kräftig um, lässt es noch einmal aufschäumen, deckt den Kochtopf zu und nimmt ihn von dem Herd. Der geschlossene Topf wird nun über Nacht in einen kühlen Raum gestellt. Am nächsten Tag wird das ganze noch einmal erwärmt um die ganze Massen anschließend durch ein Leinentuch zu pressen (oder man nimmt ein Sieb, bedeckt dies mit einem Leinentuch und drückt die Masse durch). Die ausgepresste Masse wird nun in Gläser oder alte und ausgewaschene Cremebehälter gefüllt und auskühlen gelassen. Damit ist die eigene Kamillensalbe fertig.

Kamillenöl

Zutaten für die Herstellung von Kamillenöl: 8 volle Hände frische Kamilleblüten, 1l kalt gepresstes Olivenöl

Herstellung von Kamillenöl

Die Herstellung von Kamillenöl ist wesentlich einfacher als die Herstellung von Kamillesalbe. Zuerst füllt man die Flaschen (in welchen das Kamillenöl aufbewahrt werden soll) mit den frisch gepflückten Kamilleblüten. Anschließend wird das Gefäß mit kalt gepresstem Olivenöl bis zum Rand gefüllt (es sollte wenn es geht keinen zu großen Eigengeschmack besitzen). Das ganze wird gut verschlossen und muss mindestens 14 Tage in Ruhe ziehen (kann auch während dieser Zeit in warmen Räumen aufbewahrt werden). Nach Ende dieser 14 Tage ist das eigene Kamillenöl fertig und kann verwendet werden. Eine weitere Aufbewahrung sollte entweder in kühlen Kellern oder im Kühlschrank erfolgen.