Waldmeister

 

Der Waldmeister ist eine einheimische Pflanze, die auf kalkreichen Böden wächst. Schon im Mittelalter wurde der Waldmeister kultiviert und wurde damals schon als Duftmittel für die Wäsche oder für Duftkissen verwendet. Auch dem Tabak mischte man manchmal Waldmeister bei.

 

Waldmeister erblüht im Mai und Juni, man kann das Kraut zur gleichen Zeit selbst sammeln. Es wird dann möglichst zügig im Schatten zum Trocknen ausgelegt. Man sollte darauf achten, daß sich keine braunen Verfärbungen bilden. Danach sollte man das getrocknete Kraut in dunklen und gut verschlossenen Behältnissen aufbewahren. Der typische Geruch des Waldmeisters entsteht übrigens erst beim Verwelken der Blüten.
 

Der Waldmeister galt seit jeher als Frühjahrsbote, dem man die Kräfte der Götter zuschrieb. Der Name geht auf seine Zuordnung zu den heidnischen Waldgöttern zurück. Waldmeister soll als Mittel gegen dämonische Kräfte verwendet worden sein. In Posen wurde Kühen, die nicht fressen wollten, Waldmeister mit etwas Salz gegeben. Hexen ließen sich angeblich durch eine Mischung von Waldmeister, Johanniskraut und Härtz Bilgen vertreiben.

 

Später nannte man ihn auch Jungfrau Maria Kraut. Er wurde um die Füße gebärender Mädchen gebunden, um die Geburt zu erleichtern. Der Benediktinermönch Wandalbertus aus dem Kloster Prüm in der Eifel erfand im Jahre 854 die Waldmeisterbowle, den typischen Maiwein, der Herz und Leber stärken soll. Die Bowle kann folgendermaßen hergestellt werden: Man hängt ein Sträußchen des Krautes in zwei Flaschen Weißwein und füllt mit Sekt auf. In der Volksheilkunde galt die Droge lange Zeit als krampflösend, harntreibend und beruhigend bei Schlafstörungen, wodurch er als Frauenbettstroh bezeichnet wurdeund nutzte ihn zum auffüllen von Betten. Die Bezeichnung Frauenbettstroh ist heute kaum noch geläufig. Genauso wie Herzfreud, Leberkraut oder Sternleberkraut.
 

Er wird auch als Mottenmittel, als Volksarzneipflanze und in der Homöopathie eingesetzt. Waldmeister wirkt gefäßerweiternd, entzündungshemmend und krampflösend. Die Droge, das vor der Blüte gesammelte und getrocknete Kraut, heißt herba Asperulae odoratae oder Galii odoratae herba. Das typische Aroma verdankt der Waldmeister dem Cumarin.

 

Das angenehm riechende Kraut wird in der Naturmedizin als Mittel zur Beruhigung angewendet, aber auch bei Leber-und Galle-Beschwerden. Man war jahrelang der Meinung, daß der Waldmeister krebsfördernd sei. Von dieser Ansicht ist man aber inzwischen abgekommen. Das Cumarin, dem man diese Wirkungen zugeschrieben hat, bewirkt aber trotzdem, daß bei zu hoher und zu langer Dosierungen Magenbeschwerden und Kopfschmerzen auftreten können.

 

Legen Sie bei schlecht heilenden Wunden zerquetschte, frische Waldmeisterblätter auf die betroffenen Stellen. So wird die Heilung beschleunigt.

 

Ein aus Waldmeister erstellter Tee schafft Linderung bei Wassersucht, Unterleibsschmerzen, Milzbeschwerden, Leberbeschwerden und Harngries.

 

Getrocknete Waldmeisterblätter mit Ehrenpreis, Sanikel, Erdbeerblättern, Gundermann und Melisse zu gleichen Teilen gemischt, ergeben einen vorzüglich schmeckenden Tee.

Die Maibowle ist allerdings durchaus keine neumodische Erfindung der letzten hundert Jahre, sondern sie animierte bereits vor über 1.000 Jahren einen Benediktinermönch in der Eifel zu folgendem Reim:

Schütte perlenden Wein

auf das Waldmeisterlein ...

 

 

Man nehme für die Maibowle,

1 L Weißwein 6 Pfefferminzblätter 6 Erdbeerblätter 6 Erdbeerblüten 1/2 Bund Waldmeister

1 Zitrone 1 TL Zitronenschale 0,75 L Sekt

 

Für die Maibowle einen gut gekühlten herb-fruchtigen Weißwein verwenden. Frische Pfefferminzblätter, Erdbeerblätter, Johannisbeerblätter und evtl. einige Erdbeerblüten in den Weißwein geben. Ich habe Blüten von meinen Walderdbeeren in die Bowle gelegt. Frischen Waldmeister an den Stielen zusammenbinden und so in die Maibowle hängen, daß die Stiele nicht in den Wein tauchen. Das stärkste Aroma entwickelt Waldmeister, wenn er einen Tag abgewelkt ist, oder kurz tiefgefroren wurde. Waldmeister nach ca. 10-15 Minuten aus der Maibowle nehmen, da der Geschmack nicht zu scharf oder aufdringlich sein sollte. Außerdem enthält Waldmeister den Stoff Kumarin, der in höheren Dosen zu Kopfschmerzen führen kann. Saft einer ungespritzten Zitrone und die in feine Streifen geschnittene Schale der Zitrone in den Weißwein geben. Kurz vor dem Servieren mit gut gekühltem, möglichst trockenem Sekt auffüllen. Die Blätter, Blüten und Zitronenschale vor dem Servieren entfernen.