Linde

 

Die Linde gilt gemeinhin als Baum der Freya, ob die Germanen die Linde tatsächlich dieser Göttin zugeschrieben haben, ist aber nicht eindeutig belegt. Viele Orte in Mitteleuropa hatten früher ihre Dorflinde, die das Zentrum des Ortes bildete und Treffpunkt für den Nachrichtenaustausch und die Brautschau war. Anfang Mai wurden meist Tanzfeste unter diesem Baum – zum Teil auch auf sogenannten Tanzlinden – gefeiert. Ein literarisches Denkmal hat dem Baum Wilhelm Müller in seinem Gedicht Der Lindenbaum gesetzt.

 

Allerdings wurde hier auch meist das Dorfgericht abgehalten, eine Tradition, die auf die germanische Gerichtsversammlung, das Thing, zurückgeht. Die Linde ist deshalb auch als „Gerichtsbaum“ oder „Gerichtslinde“ bekannt. Anders als die Stieleiche galt sie als weibliches Wesen. Bei den Germanen und den Slawen galt die Linde als heiliger Baum.

Als Siegfried aus der Nibelungen-Sage sich im Blut des erschlagenen Drachens unverwundbar badete, heftete sich ein Lindenblatt an seine Schulter, verhindert den vollkommenen Schutz, und unter einer Linde stirbt er von der Hand des grimmigen Hagen.

 

Häufig erscheinen Linden in Sagen erscheinen als Sammelplatz der Hexen.

 

"Das Wasser aus der Blüet gebrennt/ wird hoch gerühmet wider die Fallende sucht der jungen Kinder: wil man aber diesen Tranck etwas stärcker haben/ soll man ein drittheil Päonienwasser darzu vermischen. Es wird auch sonst gebraucht wider den Schlag/ den Schwindel und andere kalte Gebresten dess Hirns. Wen der Schlag getroffen hat/ der nimm Lindenblüetwasser/ Mayenblumenwasser/ unnd schwartz Kirschenwasser/ vermische sie durch einander/ und trincke jederzeit ein Untz darvon. Diss Wasser getruncken/ ist gut den versehrten Därmen/ von der rohten Ruhr/ wird von etlichen auch für das Bauchgrimmen geben. Das Wasser von Lindenblüet/ vertilget die Flecken im Angesicht."

Tabernaemontanus

 

Das Tilia im botanischen Namen entstammt dem griechischen „tilos", was so viel wie Faser bedeutet. Tatsächlich enthält die Rinde viele Bastfasern.

 

Die griechische Mythologie kennt die Geschichte der Nymphe Philyra, die in eine Linde verzaubert wurde (griechisch „philyra"). Das geschah deshalb, weil sie den Zentauren Chiron zur Welt gebracht hatte.

 

Auch viele Städte verdanken der Linde ihren Namen. So gibt es in Deutschland insgesamt etwa 850 Orte oder Ortsteile, deren Namen auf den Baum zurückzuführen sind. Der Name der Stadt Leipzig beispielsweise leitet sich vom sorbischen Wort Lipsk ab und bedeutet Linden-Ort.

 

Vor der Einführung von Leinen und Hanf (also vermutlich bis zur Spätantike) verwendete man in Mitteleuropa die Fasern des weichen Lindenholzes - den Bast – zur Herstellung von Seilen, Matten, Taschen und Kleidung. Der Lindenbast wurde im Mai von jungen Linden (auch Baest genannt) gewonnen, indem man die Rinde abschälte, die weiche Innenseite abtrennte und ins Wasser legte, bis sich der Bast ablöste, der dann in der Sonne getrocknet wurde.

 

Von Imkern wird die Linde während der Blüte als Bienenweide besonders geschätzt, da die Bienen aus dem Nektar der Linde beachtliche Mengen an Lindenblütenhonig produzieren können. Lindenblütenhonig hat das typische Lindenaroma, ist von hellgelber bis grünlichgelber Farbe, frisch flüssig und kandiert im Laufe der Zeit flockig bzw. körnig aus. Getrocknete Lindenblüten ergeben einen Heiltee, der beruhigend auf die Nerven wirkt. Bei Erkältungen hilft er durch seine schweißtreibende und den Hustenreiz lindernde Wirkung.

 

Für einen Linde-Tee übergiesst man ein bis zwei Teelöffel Linde mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt ihn zehn Minuten ziehen.

Anschliessend abseihen und in kleinen Schlucken trinken.

Von diesem Tee trinkt man ein bis drei Tassen täglich.

Tinktur

Um eine Linde-Tinktur selbst herzustellen, übergiesst man Linde in einem Schraubdeckel-Glas mit Doppelkorn oder Weingeist, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind, und lässt die Mischung verschlossen für 2 bis 6 Wochen ziehen.

 

Dann abseihen und in eine dunkle Flasche abfüllen.

 

Von dieser Tinktur nimmt man ein bis drei mal täglich 10-50 Tropfen ein.

Wenn einem die Tinktur zu konzentriert ist, kann man sie mit Wasser verdünnen.

Innerlich

Linde kann man innerlich, als Tee oder Tinktur gegen Erkältungen und Grippe einsetzen.

Ausserdem hilft Linde gegen Verdauungsbeschwerden und Störungen des Nervensystems wie Kopfschmerzen, Migräne oder Schlafstörungen.

Äusserlich

Äusserlich kann man Linde-Tee oder verdünnte Tinktur in Form von Umschlägen, Bädern oder Waschungen anwenden.

Mit dieser Art der Anwendung kann man die Abheilung von Wunden fördern.

Linde hilft äusserlich eingesetzt auch gegen Furunkel und andere Abszesse. Umschläge mit Lindenblüten-Tee können das Reifwerden fördern.

 

 

 

Lindenbluetentarte

ZUTATEN für 4 Portionen: 50 g   Zucker Eine Handvoll frische Lindenblueten, 100 g Butter, (2), flüssig

2 EL Wasser, vielleicht mehr

Eine Prise Salz 100 g Butter, (1) 2 Zitronen, Saft 1 Orange, Saft 150 g Puderzucker

50 g Honig 5  Eier 180 g Mehl 8 El. Lindenblueten

           

           

ZUBEREITUNG

(*) frische Lindenblueten: falls getrocknet, die Menge auf 2/3 reduzieren.

Das Mehl zu einem Kranz formen, Zucker und Salz darüberstreuen, die Butter (1) in Flocken dazugeben und das Ganze verreiben.

Zuletzt das Wasser beifügen und schnell zu einem Teig wirken. Diesen in einer Klarsichtfolie einwickeln an der Kühle 1 Stunde ruhen lassen.

Die Butter (2) verflüssigen und leicht erwärmen. Die Lindenblueten oder die Teebeutel hineingeben und an der Wärme 30 Minuten ziehen lassen.

Die übrigen Zutaten in die abgekühlte, leicht stockende Butter geben, gut aufrühren und nochmals 1 Stunde ziehen lassen.

Ein Kuchenblech dünn mit Mürbeteig auslegen, mit einer Gabel mehrmals einstechen und mit Mehl bestäuben. Das Mehl mit einer Mehlbürste auswischen.

Die Füllung abseihen und auf den Teig giessen.

Im vorgeheizten Backofen auf der zweituntersten Rille bei 160 Grad 35 bis 40 Minuten backen.

 

Lindenblüten – Sirup

Zutaten für eine Portion: 3 Handvoll Blüten, vollreife Lindenblüten 3 Liter Wasser 1 kg Zucker

100 g Zitronensäure

Die frisch gesammelten Lindenblüten ausschütteln und von kleinen Tierchen befreien. Wer will, kann sie auch kurz abwaschen, aber dabei geht Nektar verloren. Die Flügel werden abgezupft und dann gibt man die Blüten in ein Ansatzgefäß. Bei mir ist es ein 10 l Eimer und die 3-4 l Wasser kommen hinzu. Das Ganze decke ich mit einen großen Deckel ab und lässt dann den Ansatz an einem kühlen Ort 2-3 Tage stehen. Jetzt werden die Blüten durch ein Sieb, welches mit einem Mulltuch ausgelegt ist, abgeseiht und in einen größeren Topf gegeben.
Dann gibt man den Zucker hinzu und erhitzt den Sud bis kurz vorm Sieden. Der noch heiße Sud wird jetzt in Twist-Off-Flaschen gegeben, welche ebenfalls heiß ausgespült sind und mit dem Deckel verschlossen werden.

Wenn sich der Inhalt abgekühlt hat, wird der fertige Lindenblüten-Sirup kühl gelagert (Keller).

 

Den Sirup kann man Kindern anbieten in der Erkältungszeit, aber nicht nur Kindern. Er ist ein Ersatz für Aufgüsse/Tees, falls man nicht so gern Lindenblütentee trinkt. Man kann ihn aber auch in jeden anderen Tee dazu gießen.

Wer will, kann aus dem Sirup auch einen Likör machen. Dazu braucht man nur noch eine 0,7 l Flasche Weißen oder Wodka hinzufügen und noch ein paar Tage stehen lassen und zwischendurch mal schütteln.
Fertig ist der Lindenblüten-Likör!